Gute Pflege ist eine Frage des Geldbeutels. Die SPD-Bundestagskandidatin Bettina Müller ist besorgt über den jüngsten Bericht des Statistischen Bundesamtes, wonach für die Pflege ärmerer Menschen immer häufiger das Sozialamt aufkommen muss. „Wenn nicht bald gehandelt wird, erleben wir einen Pflege-Gau. Es ist damit zu rechnen, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre über 3 Millionen Menschen pflegebedürftig werden. Den flapsigen Umgang der Bundesregierung dazu empfinde ich deshalb als äußerst zermürbend – vor allem für die Angehörigen“, erklärte die Juristin und gelernte Krankenschwester Bettina Müller am Montag.
Besonders die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf müsse laut Müller verbessert werden. Es sei ein gutes Recht zu sagen, dass man in vertrauter Umgebung den Lebensabend verbringen wolle. Zweidrittel aller Pflegebedürftigen, meistens sind es Frauen, möchten dort alt werden, wo es Menschen gibt, die sagen, dass man nicht alleine sei. „Für die Angehörigen heißt das aber oftmals, dass sie sich entweder für den Beruf oder für die zu pflegende Person entscheiden müssen. Was ist die Antwort der Bundesregierung? Ex-Gesundheitsminister Rösler hört auf seine PR-Abteilung und ernennt 2011 zum Jahr der Pflege. Noch-Gesundheitsminister Bahr denkt sich ein Reförmchen aus und perfektioniert damit das Prinzip des Tropfens auf den heißen Stein“, so die SPD-Bundestagskandidatin Bettina Müller.
Es müsse Berufstätigen ohne Jobverlust oder Einkommensausfall ermöglicht werden, sich in diesen schwierigen Phasen um die Angehörigen zu kümmern. Außerdem müsse der Pflegelobby ein Riegel vorgeschoben werden, die Pflegebedürftige zu Spekulationsobjekten mache. „Dieser Industriezweig schaut sehr genau hin, wo und wie die Bundesregierung für den demografischen Wandel nicht ausreichend vorsorgt. In der Praxis fließen immer noch ein Großteil der Mittel in die stationäre Pflege, obwohl die Angehörigen dieses Geld gut gebrauchten könnten. Hier brauchen wir eine gerechtere Verteilung der Mittel“, erklärt die Sozialpolitikerin Müller.
Jeder Einzelne sei gefragt, dem Pflegenotstand begegnen. Müller lobt dabei besonders den Nachbarschaftsgedanken: „Besonders im ländlichen Raum wird uns kaum etwas anderes übrig bleiben. Wir brauchen die gewohnte Umgebung, die Kneipe um die Ecke oder den Dorfladen. Wir müssen es fördern, ältere Menschen einzubinden und nicht abzuschieben. Denn am Ende des Tages gilt immer, jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, in Würde zu altern“.