
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Müller fordert die Städte und Gemeinden in ihrem Wahlkreis auf, die im Zuge der hausärztlichen Versorgungsplanung neu strukturierten Mittelbereiche genau zu kontrollieren. „Es war ein erster Schritt, die ärztliche Versorgung nicht mehr ausschließlich über die Landkreise zu definieren, denn dies wurde besonders den dörflich strukturierten Regionen nicht gerecht. Schlecht versorgte Kommunen gingen statistisch in den Landkreisen unter. Diese Ungerechtigkeiten sehe ich bei den neu eingeführten Mittelbereichen leider in weiten Teilen immer noch“, erklärt Bettina Müller.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hatte sich bei der Einteilung der Mittelbereiche an den Planungsgebieten des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) orientiert. „Diese Verflechtungsbereiche gehen von der Vermutung aus, wie sich ein Bürger verhält, wenn er eine Einrichtung der Daseinsvorsorge aufsucht – also auch einen Hausarzt. Das Problem hierbei ist, dass diese Mittelbereiche zuletzt 1987 aktualisiert wurden. Alleine flächenmäßig genügen sie nicht mehr den tatsächlichen Anforderungen“, kritisiert die Gesundheitspolitikerin Müller. Sie weist darauf hin, dass die KV von gesetzlichen Vorgaben der Bedarfsplanung auch abweichen könne, wenn regionale Besonderheiten dies erfordern.
Die Bundestagsabgeordnete rät den Kommunen, die aktuellen Mittelbereiche genau zu prüfen und gegebenenfalls auf einer Neueinteilung zu bestehen: „Besonders für den ländlichen Raum brauchen wir dringend Gesundheitskonferenzen, die den regionalen Bedarf genauer erfassen. Statistisch sollte auf 1.671 Einwohnern ein Hausarzt kommen. Das mag zwar in den Mittelbereichen so hinkommen, bei einigen ländlichen Kommunen habe ich aber erhebliche Zweifel.“
Beispiel Main-Kinzig-Kreis
Im Main-Kinzig-Kreis gibt es die fünf Mittelbereiche Bad Orb, Gelnhausen, Wächtersbach/Bad Soden-Salmünster, Schlüchtern und Hanau. Maintal wird dem Mittelbereich Frankfurt zugeordnet. „Der erste Haken offenbart sich bei dem überdimensional großem Mittelbereich Hanau, der knapp 230.000 Einwohner zählt, während der Mittelbereich Bad Orb nicht einmal auf 16.000 Einwohner kommt. Die Menschen aus Freigericht, Neuberg, Hasselroth oder Ronneburg werden Hanau zugerechnet. Aber gehen sie in Hanau zum Arzt? Auch das Flörsbachtal profitiert nicht durch die Zugehörigkeit zu Bad Orb, weil es den Lebensumständen der Bevölkerung nicht gerecht wird“, sagte Bettina Müller.
Beispiel Wetteraukreis
Im Wetteraukreis gibt es die vier Mittelbereiche Büdingen, Butzbach, Friedberg/Bad Nauheim und Nidda. Bad Vilbel wird dem Mittelbereich Frankfurt zugerechnet. „Alle Kommunen in meinem Wahlkreis im Wetterauer Teil gehören in den Mittelbereich Büdingen. Das wird der Lebensrealität definitiv nicht gerecht. Aber auch der Mittelbereich Friedberg/Bad Nauheim ist mit knapp 140.000 Einwohner viel zu groß angelegt. Ländliche Strukturen passen einfach nicht in derart große Schablonen, sondern müssen individueller behandelt werden. Und das Bad Vilbel dem Mittelbereich Frankfurt mit insgesamt über 735.000 Einwohnern zugeordnete wird, wird der Stadt auch nicht gerecht“, sagte Bettina Müller.
Beispiel Schotten
Schotten ist dem Mittelbereich Grünberg/Laubach zugeteilt. Dazu gehören Grünberg, Laubach und Mücke. Das Gebiet umfasst bei knapp 44.000 Einwohnern eine Fläche von ca. 400 km2.