
Das Thema Hausärztemangel ist eines der dringlichsten Herausforderungen für den Main-Kinzig-Kreis.
Um mögliche Maßnahmen und Ursachen zu besprechen traf sich Landrat Erich Pipa mit der Gesundheitspolitikerin und Bundestagsabgeordneten Bettina Müller. „Die Lage des Main-Kinzig-Kreises ist nicht aussichtslos – zumindest wenn jetzt die richtigen Weichen gestellt werden. Mit der Ausbildung von jungen Hausärzten an den Main-Kinzig-Kliniken befinden wir uns auf dem richtigen Weg und setzen auch hessenweit Zeichen. Wenn jetzt auch noch die Chance der Förderung durch das Land Hessen genutzt wird und es uns gelingt, ein regionales Gesundheitsnetz vernünftig aufzubauen, dann werden wir die Hausarztversorgung auch auf dem Land weiterhin gewährleisten können“, darüber sei er sich auch mit dem Gesundheitsdezernenten Matthias Zach einig, erklärt Landrat Erich Pipa.
Bis dahin müssten aber noch einige Hürden überwunden werden. Eine spezielle Fehlentwicklung benennt Bettina Müller: Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) machen es sich bei der Planung zu einfach. Da werde oft genug nach „Schema F“ vorgegangen, obwohl die Richtlinien durchaus Möglichkeiten kennen, auf regionale Besonderheiten Rücksicht zu nehmen. Offenbar scheue man aber den Aufwand und den Dialog mit Kommunalpolitikern und den Menschen in der Region. „Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen ignoriert ein ums andere Mal die besondere Situation hier vor Ort“, so Bettina Müller.
Aufgrund solcher Beispiele fordert die Bundestagsabgeordnete aus dem Flörsbachtal, den Einfluss der Kassenärztlichen Vereinigung in Zukunft bei der haus- und fachärztlichen Versorgungsplanung zu beschränken. Aber auch einfache Maßnahmen wie längere Praxisöffnungszeiten könnten helfen, die gefühlte Unterversorgung zu verbessern. Viele Kassenärzte hielten oft nur Sprechzeiten in der Mindestzeit von 20 Stunden für die gesetzlich Versicherten. Jede Stunde mehr würde aber helfen, Terminengpässe zu lindern. Müller: „Neben den Hausaufgaben, die von den Kassenärzten selber zu erledigen sind, könnten auch geänderte gesetzliche Regelungen Abhilfe schaffen: Kommunen, die medizinische Versorgungszentren mit angestellten Ärzten gründen, mehr Telemedizin, sowie die Übertragung ärztlicher Routinearbeiten an andere Gesundheitsberufe sind nur einige Optionen.“
Es sei absolut sinnvoll, die Kommunen in die zukünftige Planung der Ärzteversorgung mit einzubeziehen. Wenn jedoch die meist unterfinanzierten Kommunen diese Aufgabe übernehmen, sollten sie von der KV auch die entsprechende finanzielle Ausstattung erhalten. Schließlich sei es Aufgabe der KV die medizinische Versorgung zu gewährleisten, denn dafür erhalte sie einen großen Teil der Kassenbeiträge.
Landrat Erich Pipa sieht das Problem vor allem darin, dass die KV nur am Reißbrett plane und von der Situation vor Ort zu wenig mitbekommt. „Niemand schaut dieser Institution auf die Finger. Auch deshalb sollte das regionale Gesundheitsnetz im Kreis dafür genutzt werden, die Hausarztversorgung in unserem Kreis und mit unseren Leuten vor Ort zu planen“, so Erich Pipa, der mit Bettina Müller darauf hinweist, dass in den kommenden Jahren viele Hausärzte in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Je eher geplant und gehandelt würde, desto besser werde der Kreis dem Hausarztmangel begegnen können.