
Das hat mich schon überrascht, dass französische Gemeinden Schwimmbäder bauen können, während bei uns immer mehr Bäder geschlossen werden müssen. Die Region Maine-Loire verfügt über eine gute kommunale Infrastruktur, berichtet Bettina Müller nach ihrem fünftägigen Arbeitsbesuch in Frankreich.
Die Deutsch-Französische Parlamentariergruppe des Bundestages hatte einen Austausch zwischen Abgeordneten der beiden Parlamente organisiert. Bettina Müller war eine von acht deutschen Teilnehmern und hatte ein straffes Programm zu absolvieren. Und zwar alles auf Französisch. Das hat mich ganz schön gefordert aber nach einiger Zeit bin gut zurechtgekommen.
Zunächst besuchte sie ihren französischen Tandempartner Serge Bardy in seinem Wahlkreis Maine et Loire. Die Sozialdemokratin und der Umweltpolitiker der Parti Socialiste (PS) passten politisch und persönlich gut zueinander. Ich bin von ihm und seiner Frau herzlich empfangen und bei ihnen zuhause typisch französisch versorgt worden, so Müller.
In den zweieinhalb Tagen rund um Angers ging es Schlag auf Schlag: Besuch eines Fußballturniers und einer Schule, Termine in diversen Unternehmen und mit örtlichen Künstlern. Für Bettina Müller gab es zwei besondere Highlights: Für mich als Kommunalpolitikerin war die Gemeindevertreterversammlung in St Florent le Vieil spannend. Ungemein beeindruckt hat mich außerdem die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg im Heimatmuseum von Saint-Laurent-da-la-Plaine. Rund 30 Freiwillige haben hier unter anderem Schützengräben nachgebaut, um die schlimme Lebenssituation für die Soldaten und Zivilisten zu veranschaulichen. Das ist eindrucksvoll gelungen.
Für die zweite Etappe ihrer Tour de France ging es nach Paris in die Assemblée Nationale, wo anders gearbeitet wird als in Berlin. Das Parlament tagt hier jeden Dienstag und Mittwoch, während wir immer ganze Wochen entweder für den Wahlkreis oder den Bundestag reservieren.
Bei der Deutschen Botschafterin, beim Deutsch-Französischen Jugendwerk und in einer Sitzung des Umweltausschusses sprechen die Kollegen immer wieder über die deutsch-französische Freundschaft. Um die stand es ja schon einmal besser angesichts deutscher Forderungen nach Strukturprogrammen und Sparsamkeit als Antwort auf Frankreichs Apelle für Wachstumsprogramme.
Ich habe mich fast gewundert, dass alle so freundlich waren. Man hat sich bemüht, uns zu zeigen, dass man auch in Frankreich engagiert ist und viel arbeitet. Es ist wichtig vor Ort zu sehen, wie die Menschen leben. Über die Medien bekommt man ja doch häufig nur ein einseitiges Bild, stellt Müller fest. Nun bin ich an der Reihe. Im nächsten Herbst erfolgt der Gegenbesuch. Ich fange jetzt schon an zu planen, wie ich ein ähnlich gelungenes Programm für meinen französischen Gast auf die Beine stellen kann. Schließlich hat unsere Region auch einige Vorzüge vorzuweisen.