
Die Bevölkerung des katholischen Irlands hat sich in der letzten Woche mit großer Mehrheit dafür entschieden, dass auch homosexuelle Paare die Ehe eingehen können. So überraschend, wie der Ausgang dieser Befragung dargestellt wurde, ist er für mich eigentlich nicht. Die Gleichstellung von Homosexuellen ist nämlich ein Paradebeispiel dafür, wie gesetzliche Regelungen der gelebten gesellschaftliche Realität hinterherhinken können.
Für mich steht fest: In Deutschland würde dieselbe Abstimmung keinen Deut schlechter ausfallen. Im Gegenteil: Drei Viertel der Menschen sprechen sich hier Umfragen zufolge für die vollständige Gleichstellung in der Ehe aus. Und warum auch nicht? Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund, Schwulen und Lesben nicht das gleiche Recht einzuräumen, mit ihren Partner die Ehe einzugehen, damit zum Ausdruck zu bringen, für einander zu sorgen und zusammenzuleben. Die bereits heute mögliche eingetragene Lebenspartnerschaft war ein wichtiger und richtiger Schritt. Sie ist heute wie selbsverständlich gesellschaftliche Normalität. Sie ist – wie die klassische Ehe auch auf Dauer angelegt. Welchen Sinn macht es da, ihnen die vollständige Gleichstellung zur heterosexuellen Ehe rechtlich vorzenthalten? Homosexuelle Paare werden im Vergleich zu Ehepaaren immer noch diskriminiert – unter anderem im Steuerecht und Erbrecht oder bei der Adoption von Kindern. Diese Unterschiede sind längst nicht mehr zeitgemäß, sie müssen wie es uns die Iren vormachen schnell fallen.
SPD und Union haben im Koalitionsvertrag vereinbart: Gleichgeschlechtliche Partnerschaften sollen Respekt und Anerkennung erfahren. Wir stehen bereit, gemeinsam mit unserem Koalitionspartner diese Formulierung aus dem Koalitionsvertrag mit konkretem Inhalt – ausgerichtet an den Überzeugungen der Menschen im Land zu füllen. Eine gute Grundlage, jetzt schnell den Iren zu folgen. In Sachen Gleichstellung darf Irland keine Insel bleiben.