
Die Pflegeberufe in Krankenhäusern oder in Alteneinrichtungen sind Berufe mit Zukunft und von hoher gesellschaftlicher Bedeutung, erklärt die SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Müller. Die Politikerin hat sich deshalb über den Themenschwerpunkt der Gelnhäuser Neuen Zeitung vom Donnerstag gefreut, der die verschiedenen Berufsbilder vorstellte und für den Pflegeberuf warb. Der Bedarf an Pflegekräften wird schon heute kaum mehr durch Berufsnachwuchs gedeckt. Die stetig alternde Gesellschaft und der Anstieg der Pflegebedürftigen wird das Problem aber noch weiter verschärfen, betont die SPD-Abgeordnete, die in Berlin Fachberichterstatterin ihrer Fraktion für die Gesundheitsberufe ist.
Müller weist darauf hin, dass von der Koalition derzeit ein Pflegeberufegesetz vorbereitet werde, mit dem die Kranken- und Altenpflege auf die Herausforderungen der Zukunft ausgerichtet werden soll. Beide Berufe sollen zu einem einheitlichen Berufsbild mit einer Ausbildung zusammengefasst werden. Grund: In den Krankenhäusern steige stetig der Anteil der behandelten älteren Patienten, während in den Altenpflegeinrichtungen zunehmend immer mehr krankenpflegerische Tätigkeiten erforderlich seien. Altenpflegerinnen müssen daher mehr krankenpflegerisches Know-how haben, Krankenpflegerinnen umgekehrt den Umgang mit alten Menschen lernen. Ansonsten werde eine qualitativ gute Versorgung künftig kaum möglich sein, so Bettina Müller.
Weil künftig die Zahl der Schulabgänger aber noch weiter zurückgehe, würden die einzelnen Branchen massiv um die wenigen Auszubildenden konkurrieren. Müller: Unattraktive Berufe geraten da schnell ins Hintertreffen. Gerade die Altenpflege ist wegen der schlechteren Bezahlung im Vergleich zur Krankenpflege hier nicht gut aufgestellt. Auch fehle immer noch die EU-weite Anerkennung der deutschen Altenpflegeausbildung, die bis Anfang 2016 nachgeholt werde müsse. Derzeit können ausgebildete deutsche Altenpfleger im EU-Ausland nur als Hilfspfleger arbeiten.
Mit dem geplanten Pflegeberufegesetz soll außerdem eine akademische Ausbildung neben der traditionellen Ausbildung an Pflegeschulen eingeführt werden. Damit soll der Beruf auch für Abiturienten attraktiver werden, die mit den an der Uni zusätzlich vermittelten Ausbildungsinhalten später auch Leitungsfunktionen übernehmen können. Dabei soll der praktische Anteil während der Ausbildung aber nicht zu kurz kommen. Mit der akademischen Ausbildungsvariante sollen nicht reine Theoretiker ans Krankenbett, betont Bettina Müller, die vor ihrem Jurastudium selber eine Ausbildung als Krankenschwester absolvierte.
Die Bundestagsabgeordnete rechnet damit, dass die nach neuen Recht ausgebildeten Kräfte nach der notwendigen Umstellungs- und Übergangsphase in etwa acht Jahren in den Beruf kommen. Bis auf den Krankenstationen und in den Pflegeheimen aber eine nennenswerte Zahl verfügbar sei, werde nach Einschätzung der Gesundheitsexpertin sicher noch 15 bis 20 Jahre vergehen. Befürchtungen, dass die Alten- und Krankenpflege durch die Neuordnung Schaden nehme, seien daher unbegründet. Die Reform sei kein Schnellschuss, so Müller. Es gehe um die Pflege im Jahr 2030, für die aber schon jetzt die Weichen gestellt werden müssten: Der Beruf hat eine große Zukunft, diese Zukunft muss aber auch gestaltet werden.