In den vergangenen Tagen hat eine von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegebene Studie zur Zukunftsfähigkeit der Krankenhausversorgung große Aufmerksamkeit erregt. In dieser kamen die von der Stiftung beauftragten Wissenschaftler des Berliner Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung zu einem für viele Beobachter überraschenden Ergebnis: knapp zwei Drittel der Krankenhäuser müssten geschlossen werden, um die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern.
Argumentiert wurde dabei unter anderem mit der hohen Anzahl an Krankenhäusern in Deutschland und deren mangelnder Wirtschaftlichkeit. Tatsächlich ist die Zahl der Kliniken in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern relativ hoch und ein Drittel von ihnen hat laut aktuellen Zahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft im Jahr 2017 Verluste gemacht.
Die Debatte um eine Krankenhausreform auf rein ökonomische Kriterien zu verkürzen ist jedoch falsch. Denn eine Klinik ist kein Unternehmen, das seinen Gewinn maximieren soll, sie muss den Bürgern vor allem eine wohnortnahe, qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung bieten.
Gerade ein so wichtiger Faktor wie die Erreichbarkeit wird jedoch in der Bertelsmann-Studie völlig ausgeklammert. Dabei wäre ein zusammenstreichen der Kliniken in diesem Ausmaß gerade für die Bevölkerung auf dem Land fatal. Denn Schließungen beträfen sicherlich nicht die bereits jetzt tendenziell überversorgten Metropolregionen, die schon durch ihre Einkommensstrukturen lukrative Klinikstandorte blieben.
Anstatt den Bürgerinnen und Bürgern noch längere Fahrtwege zum nächsten Krankenhaus zuzumuten, wäre es sinnvoll konkrete Maßnahmen für den Erhalt und die Verbesserung der Versorgung in den dünn besiedelten Regionen unseres Landes in den Blick zu nehmen, wo es vielerorts bereits jetzt eine Unterversorgung mit Krankenhausbetten gibt.
Im Rahmen des Pflegepersonalstärkungsgesetzes ist der Bundesregierung hier ein guter Aufschlag gelungen. Ab 2020 werden jährlich rund 48 Millionen Euro an 120 Krankenhäuser im ländlichen Raum ausgeschüttet. Die Liste der geförderten Krankenhäuser wird dabei jährlich anhand von Kriterien wie der Bevölkerungsdichte in der Region, den Fahrzeiten zu alternativen Kliniken und vorhandenen Fachabteilungen aktualisiert. So wird sichergestellt, dass die Gesundheitsversorgung gerade in den Regionen gefördert wird, die es am nötigsten haben.
Um die Basis- und Notfallversorgung weiterhin auf hohem Niveau gewährleisten zu können, braucht es jedoch vor allem mehr Ärzte und mehr Pflegepersonal. Auch hierfür wurden unter anderem mit dem Masterplan Medizinstudium 2020 und dem Beschluss einer Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für eine generalistische Pflegeausbildung wichtige Schritte eingeleitet. Es gibt jedoch noch viel zu tun, um dem Ärzte- und Pflegemangel gerade im ländlichen Raum entgegenzuwirken.
In Großstädten, in denen es teilweise bereits eine Überversorgung gibt, kann man sicherlich auch über die Zusammenlegung von Strukturen reden. Einen Kahlschlag, den die Schließung von deutlich mehr als 800 Kliniken bedeuten würde, kann jedoch niemand wollen der ein ernsthaftes Interesse an der Sicherung der flächendeckenden Gesundheitsversorgung hat.