Kolumne: Gleiche Chancen für alle Kinder

Jedes fünfte Kind ist in Deutschland mindestens 5 Jahre dauerhaft oder wiederkehrend von Armut betroffen, weitere 10 Prozent leben zumindest kurzzeitig in Armut. Diese erschreckenden Zahlen gehen aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor.

Kinderarmut bedeutet in Deutschland in der Regel nicht, dass Kinder ohne Dach über dem Kopf aufwachsen. Die existenzielle Grundsicherung ist gewährleistet, aber sie müssen auf vieles verzichten, was für gleichaltrige ganz normal ist. Die Folgen sind gravierend.

Kinder die in Armut aufwachsen werden schon früh im Leben aus den Bereichen Bildung, Sport und Kultur ausgegrenzt. Sie ernähren sich ungesünder, werden in der Schule schnell abgehängt und verlieren auch in ihrer Freizeit schnell den Anschluss zu Gleichaltrigen, weil schlicht die Möglichkeiten fehlen, an Schulausflügen teilzunehmen, im Sportverein aktiv zu sein oder sich Freunde nach Hause einzuladen.  Hier entsteht für die Kinder schon früh im Leben eine Abwärtsspirale, aus mangelnder Bildung und sozialer Isolation, aus der sich die Kinder alleine überhaupt nicht befreien können.

Ich bin der Meinung, dass wir uns diese Zahlen und die daraus entstehenden Folgen als doch eigentlich reiches Land nicht länger leisten dürfen.

Es muss dringend ein Systemwechsel in der Sozialpolitik geben. Kinderarmut und die Folgen daraus müssen zukünftig verhindert werden.

Deshalb bin ich froh, dass meine Partei nun ein Konzept für eine Kindergrundsicherung vorgelegt hat. Alle Kinder müssen die gleiche Chance auf soziale Teilhabe in der Gesellschaft haben.

Gerade der Dschungel aus vielen Einzelleistungen, wie Kindergeld, Kinderzuschlag, Bildungs- und Teilhabepaket und Hartz 4-Leistungen sorgt dafür, dass viele Familien entweder aus Unwissen oder auch aus Scham nicht alle Möglichkeiten abrufen, die ihnen zur Verfügung stehen.

Ich halte es deshalb für einen guten Vorschlag, dass diese Leistungen zukünftig gebündelt werden sollen, damit sie möglichst einfach und unbürokratisch für alle abrufbar sind und dort ankommen, wo sie benötigt werden. Eltern mit weniger Einkommen müssen finanziell mehr von der Kindergrundsicherung profitieren. Daneben soll auch ein Teilhabekonto für Kinder entwickelt werden, mit dem den Kindern monatlich 30 Euro für ihre Freizeitaktivitäten zur Verfügung stehen.

Um allen Kindern Chancengleichheit zu ermöglichen ist  notwendig, dass wir in unsere Infrastruktur investieren. Deshalb sieht das Konzept auch vor, dass zukünftig im ganzen Land gute und beitragsfreie KiTas zur Verfügung stehen, das Ganztagsschulangebot ausgeweitet und der öffentliche Nahverkehr mit Bus und Bahn für Kinder kostenlos wird.

Mit diesen Investitionen wollen wir einen Grundstein dafür legen, dass alle Kinder unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern möglichst gleiche Chancen auf soziale Teilhabe haben und so die Abwärtsspirale der Kinderarmut beendet wird.

Ich halte es da, wie unsere aktuelle Parteivorsitzende Malu Dreyer: „In die Kinder zu investieren, ist die beste Zukunftsinvestition, die wir in Deutschland machen können.“

 

(Dieser Artikel erschien als Abgeordnetenkolumne in den Kinzigtal Nachrichten vom 27.11.2019)