Der SPIEGEL berichtet in seiner morgigen Ausgabe, dass die hessische CDU seit vielen Jahren ein sechsstelliges Immobilienvermögen verschleiert hat. Konkret geht es um eine Gründerzeitvilla in Marburg, die vom dortigen CDU-Kreisverband kostenfrei genutzt wird und als deren Eigentümer ein „Verein zur Förderung staatspolitischer Bildung“ eingetragen ist. Der Verein wurde im Jahr 1975 – ungeachtet seines Namens – ausschließlich gegründet, um das CDU-Haus in Marburg zu kaufen und für die CDU zu verwalten. Problematisch an dem Vorgang ist, dass die Immobilie, deren Wert auf mehr als 700.000 Euro taxiert wird, 43 Jahre lang nicht im Rechenschaftsbericht der CDU auftauchte – obwohl sie eindeutig dem Vermögen der Partei zuzurechnen ist. Erst im vergangenen Sommer rang sich die CDU dazu durch, Selbstanzeige bei der Bundestagsverwaltung zu erstatten und ihre offiziellen Besitzverhältnisse zu korrigieren.
Interessant ist dabei die Rolle des hessischen Finanzministers Thomas Schäfer: Er ist sowohl Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Marburg-Biedenkopf als auch Mitglied im Vorstand des „Vereins zur Förderung staatspolitischer Bildung“.
Zu dem Vorgang sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Günter Rudolph: „Tarnen, tricksen, täuschen und das Vermögen verschleiern – das alles hat Thomas Schäfer als Büroleiter und enger Vertrauter von Roland Koch gelernt. Die Affäre um die schwarzen Kassen der Hessen-CDU jährt sich gerade zum 20. Mal, da tauchen wieder dubiose Vermögenswerte bei der Regierungspartei auf – und mittendrin wieder der heutige Finanzminister. Wer einen Verein mit irreführendem Namen gründet, um Immobilienbesitz zu verschleiern, muss sich fragen lassen, was er sonst noch zu verstecken sucht. Wir erwarten, dass der Finanzminister lückenlos erklärt, wieso die CDU sich 43 Jahre lang bemüht hat, die Immobilie in Marburg zu verheimlichen.“