In ländlichen Regionen ist es schon vielerorts nicht mehr selbstverständlich, in erreichbarer Nähe zum Wohnort eine allgemeinärztliche Praxis zu finden, zusätzlich verschärft sich die Lage bei der fachärztlichen Versorgung auf dem Land. Um herauszufinden, wie sich die Situation im Wetteraukreis darstellt, hat Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl daher erneut bei der schwarz-grünen Landesregierung nachgehakt.
Aufgrund des positiven Bevölkerungswachstums sind auch die Versorgungsaufträge um knapp 6,31 % bei der hausärztlichen Versorgung gestiegen, die fachärztliche Versorgung hinkt hier mit einer Zunahme von lediglich 2,52 % jedoch stark hinterher, wie aus den vorgebrachten Zahlen der Antwort der Hessischen Landesregierung hervorgeht. Dieses Problem scheint auch CDU und Grünen nicht entgangen zu sein, verweisen sie doch gleichzeitig darauf, dass gem. § 35 Abs. 5 der Bedarfsplanungsrichtlinie für fachärztliche Leistungen „durchaus weite Fahrstrecken als zumutbar gesehen werden.“ „Für ältere oder nicht so mobile Menschen ist das in der Realität aber oft unzumutbar, denn viele Fachärzte sind gerade im ländlichen Raum mit dem ÖPNV nicht gut erreichbar“, kritisiert Lisa Gnadl die Aussage der Landesregierung.
Und schlüsselt man die Versorgung nach Kommunen auf, ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild, ganz gleich ob man nach der hausärztlichen oder der fachärztlichen Versorgung schaut. So ist in Kefenrod keine allgemeinärztliche Praxis ansässig, Bewohner*innen werden nach Ortenberg und Büdingen „vertröstet“. Zwar sind hier die Versorgungsaufträge ebenfalls insgesamt im Vergleich zum Jahr 2019 leicht gestiegen, im gesamten Mittelraum Büdingen, zu dem die Kassenärztliche Vereinigung Hessen gemäß ihrer Bedarfsplanung Altenstadt, Büdingen, Gedern, Glauburg, Hirzenhain, Limeshain und Ortenberg zählt, sind jedoch nicht 100 % des Bedarfs besetzt. Von im gesamten Wetteraukreis 6,5 vakanten hausärztlichen Stellen entfallen ganze 4,5 auf Büdingen und Umgebung. Während die hausärztliche Versorgungslücke in Friedberg/Bad Nauheim und in Nidda laut vorliegender Antwort der Hessischen Landesregierung „mittlerweile gänzlich geschlossen werden konnte“, befinden sich die freien Sitze im Mittelraum Büdingen immer noch im Nachbesetzungsverfahren. In Hirzenhain gibt es zudem aktuell unbesetzte Zahnarztsitze.
Weiterhin gibt es immer noch freie Sitze im Bereich der Kinderärzte und Eltern aus Gedern oder Altenstadt müssen mit ihren Kleinen bis zu 15 km Weg auf sich nehmen, um zum nächstgelegenen Facharzt zu kommen: „Die Bemühungen seitens der kommunalen Politik, attraktiv für die Ansiedlung von Ärzten zu sein, sind vielerorts sehr groß. Im Bereich der hausärztlichen Versorgung gab es auf Druck der SPD-Fraktion endlich auch einen Gesetzentwurf zur Landarztquote seitens der Landesregierung, um Anreize für junge Menschen zu setzen, sich an den ländlichen Raum zu binden. Die geschaffenen Anreize und Maßnahmen müssen ausgebaut und das Problem konsequenter angegangen werden, um unseren Bürger*innen besonders im ländlichen Raum eine gute medizinische Versorgung zu gewährleisten. Dazu muss sich auch die Kassenärztliche Vereinigung weiterbewegen und die Schwierigkeiten des ländlichen Raums stärker in den Blick nehmen“, so die Landtagabgeordnete Gnadl.